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Josef Wißkirchen überreicht neues Buch zur Geschichte
Rommerskirchener Juden

Rommerskirchen, den 02.08.2021

„Jüdische Familien kämpfen ums Überleben“, lautet der Titel des neuesten Buchs von Josef Wißkirchen, das der Autor jetzt im Rathaus vorstellte. Auch wenn das knapp 100-seitige, mit vielen Fotos und anderen zeitgeschichtlichen Dokumenten ausgestattete, Buch eine Art Folgeband von Wißkirchens 2016 erschienenem Standardwerk „Verfolgte Nachbarn am Gillbach – Juden in Rommerskirchen“ ist, ein bloßes Anhängsel ist es keineswegs. Das kürzlich im Aschendorff-Verlag erschienene Buch widmet sich anhand des Schicksals der Rommerskirchener Familien Kaufmann und Vosen der Frage, wie es jüdischen Flüchtlingen gelang, den Nazis zu entkommen.
Dass etwa der heute in New York lebenden Margot Vosen, ihrer Schwester Hilde und den Eltern die Emigration in die USA gelungen war, erfuhr Wißkirchen erst, als seine Gesamtdarstellung 2016 bereits im Druck war. Gleiches gilt für die Familie Kaufmann. 2016 nämlich bekam er unversehens Kontakt zu der in Antwerpen lebenden US-Amerikanerin Barbara Reisner, der Witwe von Herbert Kaufmann, einem in Antwerpen tätigen Violinisten und Enkel der Rommerskirchenerin Sara Kaufmann. Durch sie erhielt der Historiker neue Informationen zu den einst am Markplatz lebenden Familien Vosen und Kaufmann. Diese hat Josef Wißkirchen zu einer detailreichen
und genauen Schilderung der sich auftürmenden Schwierigkeiten für deutsche Juden ins Ausland zu flüchten verarbeitet. Die vermeintlich naheliegende Frage, warum diese angesichts der sich stets weiter verschärfenden Bedrohung durch die Nazis nicht eher geflohen waren, wird eingehend beantwortet. Ohnehin bereits entrechtet, hatten die Juden mit weiteren Schikanen zu kämpfen, indem der deutsche Staat sie ausplünderte und ihnen selbst das Verfügungsrecht über ihre Bankkonten genommen hatte.
Zudem fuhren immer weniger Auswanderungsschiffe, bis im Oktober 1941 jegliche jüdische Auswanderung verboten wurde. Das Sehnsuchtsziel USA zu erreichen scheiterte zuvor vielfach schon an der Finanzierung der Schiffspassage. Hinzu kam, dass die USA eine Bürgschaftserklärung durch einen Verwandten oder Freund für die mittelos gemachten Juden forderten. Hohe Hürden, die nur durch die Großherzigkeit amerikanischer Juden genommen werden konnten.
Ein Kenner von Wißkirchens Büchern über die Rommerskirchener Juden ist auch Bürgermeister Dr. Martin Mertens, dem der Autor jetzt einen noch druckfrischen Band überreichte: „Die unermüdliche Aufklärungsarbeit von Josef Wißkirchen ist wirklich beispielhaft“, so der Bürgermeister. Gerade die Lokalhistorie vermittle vielfach einen „lebensnahen Blick auf Vorgänge, die oft hinter der nur vermeintlich großen Politik zurückstehen“, betont Mertens, der auch Bezugspunkte zur Gegenwart sieht: „Antisemitismus und Rassismus sind auch heute noch Bedrohungen, die eine Demokratie energisch bekämpfen muss.“