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„Archäologisches Fenster“ am Steinbrink
fertig gestellt

Rommerskirchen, den 17.08.2022

Das „Archäologische Fenster“ am Steinbrink ist fertig. Zu sehen ist ein Teilstück eines aus römischer Zeit stammenden Kanals, der bei Grabungen im Zuge der Erschließung des Baugebiets Steinbrink (2014 bis 2017) freigelegt wurde. Gemeinsam mit Planungschefin Maria Greene und Kulturamtsleiterin Nicole Musiol nahm Bürgermeister Dr. Martin Mertens das „Freiluft-Museum“ en miniature in Augenschein und erinnerte dabei an ein geflügeltes Wort von Manfred Hundt: Der 2021 verstorbene Beauftragte für die Bodendenkmäler in der Gemeinde hatte schon vor etlichen Jahren das Bonmot geprägt, wonach man in Rommerskirchen nur einen Spaten in die Erde stecken müsse, um in archäologisch relevanter Weise fündig zu werden. „Fast schon erwartungsgemäß hat sich dies auch am Steinbrink bestätigt“, so Martin Mertens. Mit der Einrichtung eines „Archäologischen Museums“ hat die Gemeinde nach Mertens’ Worten „durchaus auch eine Anregung von Manfred Hundt aufgegriffen“. Der hatte nämlich bereits vor Jahren plädiert, künftige Funde von Belang auf diese Weise der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Hundt verwies dabei auf entsprechende Beispiele in der Eifel, wo dies inzwi-schen gängige Praxis ist.
Der ausgegrabene Kanal gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer „Villa Rustica“, einem römischen Gutshof. Überreste von dessen Hauptgebäude hatte ein Team der Universität Köln bei einer geophysikalischen Untersuchung des Areals schon vor Beginn der eigentlichen Grabungen entdeckt. Mit solchen Villae Rusticae war die Gegend des heutigen Rommerskirchen während der bis ins fünfte Jahrhundert andauernden Römerzeit im Rheinland geradezu übersät, was in erster Linie auf die bis in die Gegenwart hinein überaus fruchtbaren Böden am Gillbach zurückzuführen ist.
Die Villa Rustica am Steinbrink wies den Experten zufolge eine Länge von 110 Metern auf und war mindestens 35 Meter breit. Frühestens im ersten Jahrhundert erbaut, befand sie sich bis in die Spätantike hinein an der aufgefundenen Stelle. Die Wasserleitung hat neben dem Regenwasser wohl auch Brauchwasser vom Hauptgebäude des Gutshofs in Richtung des Gillbachs abgeleitet. Den Experten aus Köln zufolge hat sich am südlichen Ende des Hauptgebäudes womöglich ein Badetrakt befunden.
Maria Greene jedenfalls kennt Experten, die die römische Baukunst, gerade auch im Bau von Kanälen, in punkto Haltbarkeit sogar über die heute geübte Praxis beim Kanalbau stellen.
Gefertigt wurde der Abwasserkanal aus opus caementitium, einer spezifisch römischen Betonsubstanz. Er saß auf einer dünnen Kiesschicht auf und war an Sohle und Innenwänden sorgfältig glatt verputzt. Dokumentieren können die Kölner Spezialisten seinen Verlauf über eine Länge von etwas mehr als 71 Metern.
INFO
„Fenster“ wie das am Steinbrink werden dort installiert, wo archäologisch interessante Strukturen im Boden belassen, gleichwohl jedoch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Sie sind zumeist so aufgebaut, dass sie die “Fundstücke“ einerseits vor Wettereinflüssen und (un)beabsichtigten Beschädigungen schützen, gleichzeitig aber ermöglichen, sie von außen durch eine Glasscheibe oder ein Gitter zu betrachten.